Deutscher Fachpflegekongress 2015 – Kongressbericht

Deutscher Fachpflegekongress 2015Das westfälische Münster war am letzten April-Wochenende wieder das Mekka der Fachkrankenpflege. Über 500 Teilnehmer kamen an zwei Tagen zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen ihres Berufsfeldes auszutauschen.

Nur gemeckert wird schon lange nicht mehr, die Pflegenden machen sich auch Gedanken, wie sichere Versorgung von Intensivpatienten auch in Zeiten knapper Ressourcen sicherzustellen ist. Aufgaben müssten sinnvoll verteilt werden. „Es wird in Zukunft zu einer stärkeren Verlagerung bisher ärztlicher Tätigkeiten auf die Fachpflege kommen”, so der langjährige Pflegedirektor der Münchner Universitätsmedizin und Krankenhausberater Peter Jacobs. Das könne aber nicht einfach auf Kosten der Pflege kompensiert werden, sondern müsse auch finanziell vergütet werden: „Wer mehr lernt, muss erweiterte Tätigkeitsprofile zugesprochen bekommen – und nicht wie bisher, wo de facto kein Unterschied zwischen der fachweitergebildeten Pflegeperson und der ohne Fachweiterbildung herrscht.” Der erfahrene Pflegemanager warnte zudem davor, aus wirtschaftlichen Gründen Anästhesie- und Intensivfachpersonal durch „Schmalspur-Weiterbildungen” zu ersetzen.
Dementsprechend forderte Lothar Ullrich, 1. Vorsitzender der DGF, eine bessere Personalausstattung mit Einhaltung von Fachkraftquoten. Nur so könne auch in Zukunft eine sichere Versorgung von Intensivpatienten gewährleistet werden. Gerade in hochspezialisierten Bereichen der Pflege wie Intensivstationen sowie OP- und Anästhesieabteilungen seien ausreichende Personalausstattung sowie gute Qualifizierung der Pflegenden unerlässlich, um Komplikationen und nosokomiale Infektionen zu vermeiden.

Foto: Bibliomed/N. Dietrich
Foto: Bibliomed/N. Dietrich
Brand van Barneveld, Ausbilder für Intensivpflege am akademischen Krankenhaus in Nijmwegen, zeigte in seinem Vortrag, wie in den Niederlanden mit einer vorbildlichen Personalausstattung wirklich gute Pflege verwirklicht werden kann.

Aber nicht nur das große Ganze stand in Münster im Fokus. Beatmung und Sekretmanagement, Mundpflege, Intensivtransporte, Pflege bei neurochirurgischen Patienten und viele weitere fachliche Themen zeigten den aktuellen Stand der zahlreichen Facetten einer solchen guten Pflege.

Foto: HolBeu/DGF
Foto: HolBeu/DGF
Michael Dewes, Fachkrankenpfleger und Intensivpflege-Podcaster aus Luxemburg, machte beispielsweise deutlich, dass oftmals unterschätze delirante Zustände bei Patienten von den Auswirkungen her durchaus mit einem Organversagen gleichgesetzt werden müssen. Gerade Intensivpflegenden mit ihrem engen Kontakt zu den Patienten kommt hier eine wichtige Rolle zu.

Foto: HolBeu/DGF
Foto: HolBeu/DGF
Doch auch die koordinierte Zusammenarbeit zwischen Pflegenden und anderen Akteuren im therapeutischen Team ist wichtig, um kritisch Kranke zügig wieder auf die Beine zu bekommen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Physiotherapeut Jochen Bräunig vom Universitätsklinikum Münster zeigte eindrucksvoll in Wort und Bild, dass selbst Patienten mit extrakorporalen Unterstützungssystemen (ECMO/ECLS) früh mobilisiert werden können. Sie profitieren sogar davon; das konnte Bräunig anhand eigener und internationaler Untersuchungen belegen.

Foto: Bibliomed/N. Dietrich
Foto: Bibliomed/N. Dietrich
Ein weiteres zentrales Element des Kongresses war die Verleihung des DGF-Nachwuchsförderpreises. Aus drei von einer Jury vorab ausgewählten Beiträgen stimmte das Publikum schließlich für Maren Feldkötter und Sebastian Bittner aus Münster und deren Arbeit über antiseptische Mundpflege vor Intubation zur Reduzierung Ventilator assoziierter Pneumonien.

Auf ebenso reges Interesse stieß die begleitende Industrieausstellung im Messe- und Congress-Centrum Halle Münsterland . An fast 40 Ständen konnten die Teilnehmer neue Produkte kritisch begutachten, mit Firmen ins Gespräch kommen oder einfach Kugelschreiber, Bonbons und andere Pfennigartikel mit Werbeaufdruck ergattern.

Foto: Bibliomed/N. Dietrich
Foto: Bibliomed/N. Dietrich
Am zweiten Tag war das Universitätsklinikum Münster – neben der DGF, dem St.-Johannes-Hospital Dortmund und dem Bibliomed-Verlag Mitveranstalter des Deutschen Fachpflegekongresses – Schauplatz des Geschehens. In insgesamt acht Workshops konnten die Teilnehmer ihre Kenntnisse und praktischen Fertigkeiten vertiefen. Kompetente Referenten standen hier beispielsweise zu Niereneratz- verfahren, schwierigen Atemwegen, ultraschallgeschützter Venenpunktion, NIV und anderen ausgewählten Themen Rede und Antwort.

Der Deutsche Fachpflegekongress 2016 findet am 9. und 10. September 2016 in Dortmund statt.

Text: HolBeu & Bibliomed

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